Wie jedes Jahr, pünktlich zur "Adobe MAX" veröffentlicht Adobe neue "Major Releases" für unsere Lieblingsprogramme.
Bevor wir uns die lange Liste an interessanten neuen Funktionen in InDesign anschauen 🤭, eine wichtige Info:
Wenn du mit InDesign dein Geld verdienst, dann solltest du mit dem Einsatz der neuen Version warten! Klar kannst du sie installieren und dich mit den neuen Funktionen vertraut machen. Aber warte mindestens das erste "Minorupdate" ab, also die Version 21.1. In den letzten Jahren war InDesign nicht vor Januar des Folgejahres bereit für den produktiven Einsatz.
Aber schauen wir doch mal, was uns die Programmiererinnen von Adobe geschenkt haben:
GPU-Leistung Windows
Nun kann man auch unter Windows in InDesign die Grafikkarte als Unterstützung einschalten, um das Rendern der Seiten zu beschleunigen.
In den technischen Spezifikationen von Adobe heißt es dazu: "Für eine optimale GPU-Leistung sollte dein Windows über mindestens 1024 MB VRAM (2 GB empfohlen) verfügen. Die GPU-Funktion wird auf Monitoren mit einer Auflösung von mehr als 2K unterstützt. OpenGL sollte ab Version 4.4 verfügbar sein."
PDF-Dokumente öffnen und editieren
Viele haben sich auf diese Funktion gefreut. Du hast die InDesign-Datei verloren oder sie lässt sich nicht mehr öffnen? Dann wäre es schön, das Druck-PDF in InDesign zu öffnen ,um darin zu arbeiten.
Das geht jetzt! Man sollte aber natürlich nicht zu viel erwarten, denn zaubern kann InDesign nicht. InDesign-spezifische Funktionen gehen verloren: Textrahmenverkettungen, Absatz- und Zeichenformatnamen, GREP-Stile, usw.
Diese Funktion steht beim "Öffnen" und beim "Platzieren" zur Verfügung - interessant, dass Adobe soweit gedacht hat.
Es ist übrigens egal, ob das PDF aus InDesign exportiert wurde. Deswegen ist es auch möglich, Illustrator-Dateien zu öffnen, sofern sie mit der PDF-Option gespeichert wurden, also "im Rucksack" eine PDF-Version ihrer selbst mitbringen.
Flex Layout
Das ist sicher eine interessante neue Funktion. Flex Layout ist eine Funktion, mit der du Container erstellen kannst, die sich automatisch an Inhaltsänderungen anpassen. Elemente im Container werden anhand von Richtung, Abstand, Padding und Ausrichtung positioniert. Wenn Inhalte hinzugefügt, entfernt oder in der Größe geändert werden, passt sich das Layout selbst an, wodurch manuelle Anpassungen überflüssig werden.
Du erreichst die Funktion entweder über das Menü "Objekt" oder "Fenster".
Allerdings muss man aktuell eine deutliche Warnung aussprechen: Das Adobe-Betatest-Forum ist voller Fehlermeldungen. Diese Funktion braucht wohl noch ein (oder zwei) Updates bevor man sie zuverlässig benutzen kann.
Update Cloud-Dokumente
Ich weiß ja nicht, ob Du mit "Cloud-Dokumenten" arbeitest. Ich vermute mal nicht, denn die Nutzung ist, zumindest mit Kundendaten schwierig, weil die Adobe-Cloud nicht DSGVO-konform genutzt werden kann.
Aber wenn Du "Cloud-Dokumente" nutzt, freust Du Dich über bessere Möglichkeiten beim Freigeben und Organisieren in den neu eingeführten "Projekten".
Projekte-Bereiche per Cloud
In einem "Projekt" kannst Du aus Illustrator, InDesign, Photoshop und Express Daten ablegen, organisieren und im Team teilen und bearbeiten. Hört sich vielversprechend an, aber in meinen Augen in Europa nur sehr eingeschränkt nutzbar... Schade.
InCopy on the web (Beta)
Da war ich ehrlich gesagt genauso gespannt wie misstrauisch. Die Idee, Autoren über eine "InCopy im Browser" in die Prozesse einzubinden, ist faszinierend. Darüber haben wir vor vielen Jahren im Rahmen der "IDUG Stuttgart" schon beim Besuch der Adobe-InDesign-Entwickler philosophiert. Leider ist es so gekommen, wie befürchtet: Die vorliegende Version ist so nicht brauchbar.
Du brauchst eine englische Version von InDesign, um die entsprechende Funktion zu nutzen. Diese Hürde ist jedoch relativ einfach zu nehmen. Du musst nur die Applikations-Sprache in der "Creative Cloud Desktop-App" ändern und InDesign neu installieren.
Beim Testen stellt man aber schnell fest, dass man einerseits zu wenig machen kann im "InCopy im Browser" und andererseits zu viel.
So ist es aktuell nicht möglich, Absatz- oder Zeichenformate anzuwenden. Andererseits kann man jeden Text auf fett und kursiv stellen, unabhängig davon, ob die Schrift solche Schnitte überhaupt hat oder ob es im Layout vorgesehen ist.
Natürlich werden ausschließlich Adobe-Fonts unterstützt und andere für die Darstellung ersetzt.
Also gilt bei dieser vielversprechenden neuen Funktion: Abwarten und hoffen, dass Adobe dranbleibt und weiterentwickelt.
Update MathML
Adobe schreibt dazu: "Formatiere einfach einen Teil oder den gesamten mathematischen Ausdruck mit Schriftarten, -größen und -farben und füge bearbeitbare Gleichungen aus Microsoft Word ein."
Tatsächlich habe ich keine Möglichkeit gefunden, eine Schriftart, statt der Standardschriftart zu nutzen. Zudem werden die Formeln als SVG und damit in RGB ausgegeben. Beides schließt den professionellen Einsatz in vielen Workflows aus.
Die Informationen von Adobe zu der Version findest Du hier.
Wie schon in den letzten Jahren wieder ein enttäuschendes Update für uns InDesign-Nutzer. Ja, "Flex Layout" und "InCopy im Web" haben Potenzial. Aber solange die Adobe-Cloud nicht DSGVO-konform nutzbar ist, werden unsere Kunden InCopy nicht so nutzen. Wir können nur hoffen, dass Adobe nicht, wie so oft in der Vergangenheit, die Lust an neuen Funktionen verliert und weitere nötige Verbesserungen unterlässt.
Christoph Steffens